In dieser Geschichte geht es um das Kind in dir. Ich beginne mit einem Auszug aus dem Buch von Frank Krause: Die Geisterstadt – Das Geheimnis des Bösen. Als ich diesen Text zum ersten Mal gelesen hatte, forderte der Heilige Geist mich auf, den Text nochmals zu lesen und den Namen Martin durch meinen Namen, Markus zu ersetzten. Wer weiß, vielleicht tut er das auch bei dir? Hier der Auszug aus Franks Buch:
Einem Kind nähert sich Jesus vorsichtig und es schiebt sich in der Erwachsenen-Hülle bis an den äußersten, entgegengesetzten Rand. „Du sollst leben!“, sagt Jesus zu ihm. „Weißt du das?“ „Ich will aber nicht leben, sondern sterben!“, antwortet es ohne zu zögern. „Warum willst du denn sterben?“, fragt Jesus. „Weil ich dann von diesem Leben erlöst bin“, meint das Kind. Jetzt, bei näherem Hinsehen, ist zu erkennen, wie schrecklich verwahrlost und mager dieses Kind ist. „Ich bin die Erlösung“, meint Jesus nun zu dem Kind und gibt den Engeln ein Zeichen, dem Kind ein Stück Brot rüberzuschieben, was sie wegen der Panik des Kindes sehr vorsichtig tun. Es rührt das Brot aber nicht an. Wir treten einen Schritt zurück, um ihm die Möglichkeit zu geben, aus seiner Ecke zu kommen und sich das Brot zu schnappen, aber es zögert. Dieses Zögern nutzen die Fliegen aus, die sich auf das Brot stürzen, bis es schwarz von ihnen ist. Es ist grauenhaft, und ich nehme mir die Lehre daraus, nicht mit falscher Demut zu zögern, wenn Jesus mir etwas gibt, sondern besser direkt zu reagieren. Auch wird mir deutlich, wie schwer es selbst für Gott ist, zu den Menschen durchzudringen, die in Furcht und Panik leben.
„Wie kann man diese Kinder nur erreichen?“, frage ich mich und erwarte eigentlich keine Antwort darauf, weil mir selbst nichts dazu einfällt. Aber Jesus antwortet darauf: „Werde wie ich.“ „Wie bist du denn?“, frage ich zurück. „Ich bin wie sie geworden, darum können sie zu mir kommen und ich bringe sie zurück zum Vater.“ Dabei zeigt Jesus auf seine Wunden. Ich hatte mir diese Wunden wie in den Jesusfilmen zwar als schlimm, aber doch nicht im Entferntesten so vorgestellt, wie sie wirklich sind.
Ich hatte nicht realisiert, wie verwundet Jesus wirklich war. Bevor er ans Kreuz geschlagen wurde, wurde er ja ausgiebig gefoltert. Sein Rücken war zerpeitscht, sein Kopf und Gesicht zerstochen von der Dornenkrone. Irgendwie schleppte er sein eigenes Kreuz nach Golgatha, aber brauchte schließlich Hilfe, um überhaupt noch lebend am Hinrichtungsort anzukommen. All dies hatte er nur aus einem Grund auf sich genommen – um einer von uns zu werden bis zur letzen Konsequenz. Er überbrückte wirklich die Distanz zu den verletzen und verwundeten Kindern in den Menschen, indem er ihre Schmerzen und Wunden auf sich nahm und ihnen auf ihrer Ebene der Zerstörtheit begegnet. Er ist einer von ihnen geworden – vertraut mit Einsamkeit, Elend und Tod. Man kann wohl niemanden erlösen, wenn man nicht wie er wird und sein Elend nicht wirklich teilt. „Darum“, sagt Jesus, „reicht es nicht, wenn die Engel den Kindern das Brot geben, wie du in der Vision gesehen hast. Ich selbst muss es tun. Nur ich ganz all eine kann ihnen das Brot des Lebens geben. Ich werde es dir zeigen. Komm!“
Obwohl alles in mir sich dagegen wehrt, ein weiteres Mal in diese „Jesus-Christus-Gemeinde“ zurückzukehren, sind wir schon im nächsten Moment wieder dort. Diesmal sieht Jesus so grauenhaft und verwundet aus, wie die Kinder auch. Er ist mehr oder weniger nackt und übersät mit Wunden, auf die die Fliegen sich stürzen. „Das darf nicht wahr sein!“, rufe ich aus und will die frechen Fliegen verscheuchen, aber die Engel halten mich zurück. „Entweder er wird ganz wie sie, oder es funktioniert gar nicht“, sagen sie. Aber ich will das nicht wahrhaben. „Das kannst du doch nicht tun, Jesus!“, rufe ich aus. „Es muss doch einen anderen Weg geben! Du kannst doch diese verdammten Fliegen einfach wegzaubern und in einem Moment alles gut machen … oder etwa nicht?“
Er antwortet darauf nicht, sondern setzt sich mitten in einen der Erwachsenen hinein in die schmutzige Zelle, in der sich dessen inneres Kind befindet. Der äußere, erwachsene Mensch merkt kaum etwas davon, aber ein ganz klein wenig doch. Nach dem Gottesdienst wird er einem der Seelsorgehelfer der Gemeinde erzählen, dass er sich in der heutigen Versammlung irgendwie komisch gefühlt hat und nun in Sorge ist, dass irgendwas mit ihm nicht in Ordnung ist. Der Gemeindediener wird ihn fragen, ob er in den geistlichen Disziplinen wie Bibellesen, Gebet und Gemeindebesuch gutsteht und wie es zu Hause läuft. Aber da dies alles relativ gut aussieht, wird der Helfer davon ausgehen, dass es sich vielleicht einfach um eine Anfechtung gehandelt hat, um ihn von der Predigt abzulenken. Dann betet er für ihn, dass der Herr ihn vor dem Bösen bewahren möge und ihm Aufmerksamkeit für das Wort des Pastors gibt.
Jesus aber hat sich mitten in die Zelle des Kindes begeben und sitzt schweigend ein Stück neben ihm, während das Kind ihn misstrauisch und erstaunt anstarrt. „Wo kommt der denn her?“, fragt es sich bestimmt. Bisher war noch nie jemand in diese Zelle gekommen, außer ihm selbst in erwachsener Form – aber nur sehr selten. Aber er sieht nicht aus wie ein Feind oder einer der Erwachsenen, die es komplett ignorieren. Er sieht genauso verwahrlost und traurig aus, wie es selber. Vielleicht eher sogar schlimmer. Nach einer ganzen Zeit des ratlosen Schweigens wird das Kind etwas entspannter. Nein, dem Mann da geht es entschieden schlechter als ihm selbst. Er ist ja völlig zermartert und blutüberströmt. Das Kind kommt schließlich etwas näher und sagt: „Ich heiße Martin… und du?“
Jesus schaut das Kind an und sagt gar nichts. Da redet das Kind weiter: „Ich wohne hier, weißt du, das ist mein Zuhause hier …“ „Das ist auch mein Zuhause hier“, meint Jesus nach einer weiteren Pause. „Wie du siehst, war es nicht einfach für mich, hier reinzukommen“, sagt er und zeigt dabei auf seine vielen Wunden. „Und für mich ist es nicht einfach, hier rauszukommen!“, ruft Martin aus. „Ich kann mir keinen Grund vorstellen, warum du ausgerechnet hierherkommen wolltest. Das ist doch bescheuert! Du hast bestimmt nicht gewusst, was dich hier erwartet, sonst wärst du nie und nimmer gekommen. Die Erwachsenen sagen nämlich nie die Wahrheit, das musst du wissen.“
„Doch doch, ich habe es gewusst, und gerade deswegen bin ich gekommen – obwohl es mich wirklich viel gekostet hat – eigentlich alles.“
„Das … das ist verrückt!“, beklagt sich Martin erneut. „Das ist ja das Verrückteste, was ich je gehört habe. Was ist denn ausgerechnet hier zu finden, wofür du dich so hast fertig machen lassen?“ Dabei zeigt Martin mit einer Geste in die fast leere Zelle. „Du siehst ja aus, als hättest du mit einem Drachen gekämpft!“
„Das habe ich“, erwidert Jesus und wiederholt bedächtig, „0h ja, genau das habe ich, Martin.“
„Aber hier ist bestimmt keine Prinzessin versteckt!“, lacht Martin. „Du hast umsonst gekämpft!“
„Wirklich nicht?“, meint Jesus und schaut den Jungen mit seinen gütigen Augen an. „Dann gibt es für mich hier wohl nur einen Prinzen zu finden, was?“
„Ich weiß wirklich nicht, was du meinst!“, sagt Martin kopfschüttelnd und steht mit den Händen in den Hüften vor Jesus. „Und wer bist du denn nun eigentlich?“ „Ich bin, der die Tür aufgeschlossen hat“, meint Jesus und deutet auf die Türe. „Das glaube ich nicht!“, ruft Martin nach einem Moment fassungslosen Überlegens aus und starrt erschrocken auf die Türe. Wie solltest du das denn gemacht haben?“ „Nun, wie meinst du denn wohl, dass ich hier hereingekommen bin?“ „Keine Ahnung, aber man kommt hier nicht raus, das weiß ich genau.“ „Ich bin aber gekommen, um dich zu holen, Martin. Genau dafür bin ich gekommen und habe den Drachen besiegt, der die Tür bewacht hat.“
„Seit du hier bist, sind viel weniger Fliegen hier.“ bemerkt Martin. „Vielleicht hast du den Drachen ja wirklich besiegt, denn die Fliegen kommen von ihm…“ Martin spricht diese Worte mehr zu sich selbst und setzt sich vor Verwunderung auf den Boden vor Jesus nieder. Schließlich fragt er: „Weiß denn der erwachsene Martin, dass du hier bist und was du gemacht hast?“ „Er hat mich gebeten, in sein Herz zu kommen“, antwortet Jesus darauf.
„Was machst du denn dann hier?!“ „Nun, wir sind hier mitten in seinem Herzen“, erwidert Jesus. Der kleine Martin starrt Jesus ungläubig an. „Nein“, sagt er kopfschüttelnd nach einer Pause voller grübelnder Gedanken, das kann nicht sein. Wir sind doch hier in meiner Zelle. Und wieso überhaupt soll Martin dich gebeten haben, in sein Herz zu kommen?“ Er ist sehr einsam. „Nein, ich bin sehr einsam!“, jammert Martin, und Tränen laufen über seine Wangen wie auch über die Wangen aller Engel, die mit mir diese ganze Geschichte wie an einem Fernsehschirm verfolgen.
„Darum bin ich hier“, meint Jesus. „Nein!“, weint Martin, „niemand bleibt hier, und niemand kennt mich. Und du auch nicht!“ „Ich bleibe“, sagt Jesus zu dem völlig verwirrten und aufgebrachten Kind. …Wir haben Zeit.“
Er (Jesus) streckte seine Hand aus zu Martin, der widerstrebend aber doch angezogen von dem zerschundenen Fremden mit den überaus gütigen Augen herbeikommt und schließlich nachgibt und sein tränennasses Gesicht an Jesu Schulter drückt. Jesus und Martin weinen hemmungslos, und so mischen sich ihre Tränen im Herzen Martins, der von alle dem nicht viel mitbekommt. Er ist beschäftigt mit so viel anderem als seinem Herzen, und so scheint es die ganze „Jesus-Christus-Gemeinde“ zu sein. Kaum einer bemerkt auch nur im Ansatz, was Jesus eigentlich tut. Eine ganze Reihe Gemeindeglieder haben zwar wie Martin ihr Herz Jesus gegeben, aber keiner weiß, was das eigentlich bedeutet. Sie suchen Jesus in der Bibel, in der Versammlung, in den vielen Aktionen und Projekten der Gemeinde, aber er sitzt in ihren Herzen und versucht Kontakt mit ihrem verwahrlosten inneren Kind herzustellen und ihm Frieden und Trost zu bringen. Das Ausmaß des Trostes und der Heilung, die all diese Kinder brauchen, um Frieden zu finden, scheint mir unvorstellbar groß zu sein. So auch das Werk, den inneren und den äußeren Menschen zusammenzuführen und in Einklang miteinander zu bringen. Nie hatte ich gedacht, dass dieses Werk das Werk Christi ist und wie großartig und fundamental dieses Werk der Versöhnung eigentlich ist.
„Wenn ihr nicht werdet wie die Kinder, könnt ihr die Welt nicht retten, denn ihr könnt die Herzen nicht erreichen: den wahren Kern des Menschen, der ein Kind ist“, sagt Jesus, der auf einmal neben mir steht und mit uns auf die Szene im Herzen Martins blickt. „Es wird dauern, bis der kleine Martin mir so weit vertraut, dass er es wagen wird, an meiner Hand durch die Tür zu gehen und zu entdecken, dass die Welt des Herzens unendlich viel größer ist als seine Zelle – und voller Abenteuer, Wunder und Herrlichkeit. Er wird sich wundern, warum die Kirche so wenig davon weiß und sich in äußerer Geschäftigkeit verliert. Dann wird er unweigerlich in Konflikt mit der Tradition und Vorstellung der Gemeinde über das Reich Gottes und das Werk Christi geraten. Denn wer mir folgt, der kann keiner Tradition und Vorstellung einer Kirche mehr folgen. Entweder – oder.“
Lukas 18,17: „Wahrlich, ich sage euch: Wer das Reich Gottes nicht aufnehmen wird wie ein Kind, wird nicht hineinkommen.“ und Matthäus 18,3: „Jesus sprach: Wahrlich, ich sage euch, wenn ihr nicht umkehrt und werdet wie die Kinder, so werdet ihr keinesfalls in das Reich der Himmel hineinkommen.“
Wie sind wir Kinder? Das allgemein in der Gemeinde kultivierte Benehmen ist nicht kindlich, sondern in aller Regel ganz das Gegenteil davon. Jugendliche empfinden es manchmal ähnlich der Schule: Es gilt, still zu sitzen, sich zu benehmen und an die Vorgaben der Verantwortlichen zu halten … um gute Noten zu kriegen.
Tatsächlich haben viele Erwachsene komplett verloren, was es bedeutet, ein Kind zu sein, es wurde ihnen durch das „Leben“, die Schule und bei manchen zusätzlich durch die Kirche schier „ausgetrieben“. Kindliche Ausgelassenheit, Lachen und Spielen sind auf der Strecke geblieben, schließlich kann man sich dafür nichts kaufen, jedoch sind sie für das Leben konstitutiv, es ist nicht vorgesehen, dass dies mit wachsendem Alter aufhört und wir nur noch funktionieren und unter Arbeits-Druck stehen bis zum Umfallen. In endlosen und teuren Therapien wird dann versucht, den Weg zurück zu finden und das Trauma des verlorenen Kindes (Sohnes) aufzuarbeiten. Jedoch machen viele Menschen keine Therapie, sondern hören einfach auf zu leben, sie funktionieren nur noch. Die Bibel nennt das „Tot sein in den Sünden“ und Jesus fordert uns ganz ernsthaft auf, wieder Kinder zu werden. Er meint sogar, dass wir ausschließlich im Zustand von Söhnen und Töchtern das Reich Gottes verstehen und erfahren können. Das sollte uns zu denken geben!
Das Ziel der Sündenvergebung scheint weniger darin zu liegen, dass wir „in den Himmel kommen“, sondern mehr, dass wir Kinder werden. Trotzdem, dass wir alle einst Kinder waren, sind wir wie verwaist, abgeschnitten von der selbstverständlichen Annahme, Liebe und Versorgung durch Eltern. Es ist, als wäre die Nabelschnur zum Leben durchgeschnitten … und wir sterben.
Ich habe festgestellt, dass unsere sehr kopflastige Gemeindekultur, die so viel Wert auf die rechte Predigt, Lehre und Theologie legt, nicht dazu tauglich ist, die Dimension der Kindschaft zu empfangen und zu entfalten. Nur als Theorie. Kinder jedoch können gar nichts mit Hypothesen anfangen, sie brauchen die direkte Erfahrung und Berührung mit der Wirklichkeit, nicht ein Buch darüber.
Nichts hat sich daran geändert. Verzweifelt brauchen wir Erfahrung und Berührung mit der Realität der Elternschaft Gottes, die ewig ist und tatsächlich Verantwortung für uns übernimmt. Dies nicht zu erfahren, lässt uns Waisen bleiben, die sich die Freiheit von Kindern gar nicht vorstellen können. Jesus hat uns nicht erlöst, um religiös zu werden, sondern frei. Diese Art von Freiheit ist die der Teilhabe an seiner Sohnschaft. Als Christen sind wir frei mit seiner Freiheit. Was ist das für eine Freiheit? Kinderfreiheit bzw. Sohnesfreiheit.
Wir sind freigemacht zur „Freiheit der Herrlichkeit der Kinder (Gottes)“ (Römer 8,21). Wir sind nicht frei wie ein Luftballon im Wind, wir sind frei, eine Herrlichkeit zu teilen – die Herrlichkeit der Kinder. Jesus ist derjenige, der sie kennt und darum bezeugen kann – und der uns in diese Freiheit reinbringt. Wir brauchen dringend seinen Geist, uns diese Art der Freiheit zu erklären, und noch mehr, uns damit vertraut zu machen. Kinder sind in einer speziellen Art und Weise mit ihren Eltern vertraut, es ist nicht nur „informiert sein“.
Da Gott Liebe ist, ist die Freiheit in ihm die Freiheit der Liebe. Die Frucht dieser Liebesfreiheit ist Frieden und Freude, die das Potential haben, die verwundete und verwaiste Menschheit zu heilen. Religion hat diese Kraft nicht, mag sie auch christlich sein. Kinder brauchen Eltern…
Soweit die Geschichte Martins aus dem Buch „Die Geisterstadt“ von Frank Krause. Die Vision von Frank konnte bei mir weitergehen, weil ich mich auf einer tiefen Ebene darauf eingelassen hatte. Hast du Zugang zu deinem Herzen? Wenn du dir nicht sicher bist oder diese Frage verneinst, dann wende dich bitte an Jesus und suche aufrichtig nach Antworten. Der Heilige Geist, der Tröster und Beistand, wird dir dabei helfen, wieder Zugang zu deinem Herzen zu bekommen.
Doch zuerst eine kurze Zusammenfassung der beiden letzten Podcasts aus meinem Buch „Komm höher herauf! – Visionen vom Berg Zion, dem Garden Eden und vom himmlischen Jerusalem.“
Es geht in dieser Vision um den ‚kleinen Martin‘, die Kind-Version des erwachsenen Martins. Dieser kleine Martin lebt im Herzen des großen Martins völlig verwahrlost in einer finsteren Höhle. Der ‚große Martin‘ hatte Jesus gebeten in sein Herz zu kommen, ohne wirklich zu wissen, was das bedeutet und auf was er sich da einlässt. Er hatte den Kontakt zu seinem eigenen Herzen fast komplett verloren, und damit auch zu seinem inneren Kind-Martin.
Diese herzzerreißende Geschichte beschreibt, wie Jesus in die Höhle des ‚kleinen Martins‘ kommt und ihm hilft, aus diesem verdreckten, von Fliegen wimmelnden Ort in die Freiheit und die Weite des Herzens zu kommen. Auf diese Weise konkretisierte sich die Bibelstelle aus Jesaja 61,1: „Der Geist des Herrn, HERRN, ist auf mir; denn der HERR hat mich gesalbt. Er hat mich gesandt, den Elenden frohe Botschaft zu bringen, zu verbinden, die gebrochenen Herzens sind, Freilassung auszurufen den Gefangenen und Öffnung des Kerkers den Gebundenen“. Jedes Mal, wenn ich diese Geschichte lese, bewegt sie mich wieder tief in meinem Herzen. Wie Jesus mir später zeigte, habe nicht nur ich das Problem, sondern die meisten Menschen haben den Zugang zu ihrem Herzen verloren, weil sie ihr Herz nicht behüteten (Sprüche 4,23). Ohne Zugang zu meinem Herzen, war ich kaum in der Lage, Gefühle zu zeigen oder emotional am Schicksal anderer Menschen Anteil zu nehmen. Ich ging mehr wie ein Roboter, oder härter ausgedrückt: wie ein Zombie, durch das Leben. Vom wirklichen Leben hatte ich keine Ahnung, ich war nur noch im Überlebensmodus.
Als ich diese Geschichte von Martin zum ersten Mal las, wusste ich intuitiv sofort, dass ich in der gleichen üblen Situation steckte wie Martin in dieser Vision. Ich musste den Namen Martin nur durch meinen eigenen ersetzen, dann wurde es zu meiner Geschichte. Denn auch ich hatte keinen Kontakt mehr zu meinem Herzen. Ich dachte vielmehr, die dauernden Probleme in meinem Alltag und die Knüppel, die ich mir selber zwischen die Beine warf (auch Selbstsabotage genannt), wären irgendeine finstere Macht oder ein Dämon in mir.
Das ich selbst so ein kleiner Martin sein könnte, darauf wäre ich im Traum nie gekommen. Da ich keinen blassen Schimmer hatte, wie ich wieder Kontakt zu meinem Herzen bekommen kann, bat ich, wie in dieser Vision von Frank, dass Jesus doch bitte in mein Herz zu dem ‚kleinen Markus‘ geht, um ihn zu befreien und den Kontakt zu meinem Herzen wieder herzustellen. Zu diesem Zeitpunkt war ich mir nicht bewusst, ob der ‚kleine Markus‘ nur ein Bild, ein Symbol für mein Herz sei, oder ob es wirklich meine jüngere Persönlichkeit in mir war. Stelle dir die Baumscheibe eines älteren Baumes vor. Dort findest du alle Jahresringe. Also ist in dem alten Baum von 60 Jahren auch der junge Baum mit 5 enthalten.
Offensichtlich hatte die Bibelstelle aus Mt. 18,3: „Wahrlich, ich sage euch, wenn ihr nicht umkehrt und werdet wie die Kinder, so werdet ihr keinesfalls in das Reich der Himmel hineinkommen“, eine weitaus tiefere Bedeutung, als ich bisher gedacht hatte. Als sich ein paar Wochen lang vermeintlich nichts getan hatte, vergaß ich die Sache wieder. Jesus hatte es jedoch nicht vergessen und wirkte im Hintergrund in mir gemäß meiner Bitte an ihn.
Meine Frau und ich passten bei einem befreundeten Ehepaar auf deren beide Töchter auf. Ich spielte mit der älteren, damals fünfjährigen Tochter, schon für einige Zeit, als sie mir plötzlich minutenlang direkt in die Augen schaute. Es fühlte sich so an, als würde sie durch mich hindurchschauen, so, als ob sie etwas in mir oder hinter mir wahrnehmen würde. Dieser lange Augenkontakt war sehr ungewöhnlich für ein Kind. Nach einer gefühlten Ewigkeit spielte sie fröhlich weiter, so als ob nichts gewesen wäre. Ich wunderte mich zwar, sagte aber nichts. Meine Frau brachte dann später die Kinder ins Bett und ich blieb noch im Wohnzimmer sitzen, bis die Eltern wieder nach Hause kamen.
Ich saß gemütlich in einen bequemen Sessel und begann dann leise in Sprachen zu beten (dies erfrischt den Geist gemäß 1. Korinther 14,4). Nach einiger Zeit des Betens sah ich plötzlich in einer Vision Jesus, wie er auf mich zukam und den ‚kleinen Markus‘ im Arm hielt. Er hatte ihn offensichtlich aus dem inneren Gefängnis, aus der Höhle in meinem Herzen, befreit. Das war ich als Kind, geschätzt so zwischen fünf und sechs Jahren. Jesus übergab mir den ‚kleinen Markus‘, so dass jetzt ich ihn in meinen Armen halten konnte. Was für ein dramatisches Wiedersehen nach so langer Zeit! Wir heulten beide jede Menge Freudentränen und hielten uns lange in den Armen. Meine liebe Frau kann bestätigen, dass ich mich seit diesem Ereignis positiv verändert habe.
Seit damals kann ich mit dem ‚kleinen Markus‘ in meinem Herzen reden. Der Zugang zu meinem Herzen ist wieder frei. Wie mir der ‚kleine Markus‘ später einmal sagte, sah er mich, als er schon in den Armen von Jesus aus der Höhle befreit worden war, mit der Tochter meines Freundes spielen. Sie hatten sich direkt in die Augen geschaut, daher der Blick durch mich durch. So fasste der ‚kleine Markus‘ den Mut, Jesus zu bitten, Kontakt mit mir aufzunehmen. Jesus beschützte jetzt mein Herz und den ‚kleinen Markus‘ in mir, so dass der Kontakt nie mehr verloren gegangen ist. Auch bis heute nicht, da ich nach beinahe zehn Jahren dieses Buches schreibe und trotz aller Angriffe auf diese Verbindung. Leider habe ich diese Erfahrung ein paar Christen zu viel erzählt, die damit nichts anfangen konnten. Wie der Heilige Geist mir im Nachhinein erklärte, konnten die Mächte der Finsternis mich und meine Verbindung zu meinem Herzen, durch in ihnen aufkeimenden Neid oder Missgunst (bewusst oder unbewusst), angreifen. Ich durfte daraus lernen, zuerst Gott zu fragen, wem ich was erzählen kann.
Doch das war bei Weitem nicht alles, was nach diesem ersten Kontakt geschah. Ich muss dazu sagen, dass ich fast keine Erinnerungen an meine Kindheit habe. Wenn, dann nur von Erzählungen aus zweiter oder dritter Hand. Jetzt konnte ich mit dem ‚kleinen Markus‘ in meinem Herzen spielen und so Teile meiner verpassten Kindheit nachholen. Diese Visionen waren einfach herrlich! Je nachdem was wir uns ausdachten, entstand es in meinem Herzen und wir konnten zusammen damit spielen, wie zum Beispiel Schwimmen im Meer oder gemütlich Zusammensitzen an einem Lagerfeuer. Das war mehr wie ein ‚interaktives Videospiel‘ und erweiterte meinen Visions-Horizont ganz erheblich.
Eines Tages kam ich auf die Idee, in meinem Geist zu fragen: „Heiliger Geist, bist auch du in meinem Herzen?“ Klar und deutlich kam sofort die Antwort vom Heiligen Geist. „Natürlich bin ich in deinem Herzen, lieber Markus.“ „Und wieso kann ich dich jetzt so klar und deutlich hören?“ „Ich war schon immer in dir“, sagte der Heilige Geist, „aber jetzt, da dir Jesus den Zugang zu deinem Herzen wiedergeschenkt hat, kannst du auch mich viel deutlicher wahrnehmen, als das nur in deinem Verstand möglich war!“
Ich hatte früher schon prophetische Eindrücke gehabt und auch manchmal die leise Stimme Gottes vernommen. Doch diese Klarheit der Eindrücke und der Stimme Gottes waren mir neu. Wie mir Jesus später erklärte, war die Versöhnung mit dem Kind in mir eine Art Initiation, im Sinne einer erstmaligen ‚Freischaltung‘, wodurch ich mehr und detailreichere Visionen von Gott empfangen konnte. Der Heilige Geist konnte mir darauf hin einiges über den desolaten Zustand meines Herzens zeigen: viele Dornen und Disteln wuchsen dort, die durch Verletzungen sehr tief verwurzelt (Psalm 139,23) waren.
Mir war bewusst, dass sowohl ich selber als auch andere viel schlechte Saat in mein Herz gesät hatten (Galater 6,7). Ich hatte mein Herz nicht behütet, so wie ich es sollte (Sprüche 4,23). Ich tat darüber Buße und bat den Heiligen Geist um innere Heilung. Als Antwort auf meine Bitte machte sich der Heilige Geist als ‚Gärtner meines Herzens‘ an die Arbeit, die Dornen und Disteln daraus zu entfernen, das Land umzupflügen und Gottes neue, gute Saat zu pflanzen. Auch sorgte er für viel lebendiges Wasser, damit die gute Saat aufgehen konnte. Alles was er dazu von mir benötigte, war, dass ich ihm die Erlaubnis gab und mich auf den Prozess der Kultivierung einließ (wunderschön ist dies im Buch ‚Die Hütte – Ein Wochenende mit Gott‘ von William Paul Young, Kapitel 9, beschrieben).
Wie in dem Buch von William Paul Young erlebte ich Zuspruch von Gott in der Bildsprache eines Gartens. Eines Morgens wachte ich auf und es roch intensiv nach Kräutern. Es waren aber weder Pflanzen noch Kräuter in meinem Schlafzimmer. Da ich mir das rational nicht erklären konnte, fragte ich den Heiligen Geist, wo dieser Duft herkommt. „Ich lege in deinem Herzen gerade einen Garten mit Heilkräutern an. Diese werden dir zur Heilung dienen, wenn sie ausgewachsen sind“, war seine Antwort. „Dies ist ein Bild, das ich dir für deine zukünftige Heilung schenke.“ Im Nachhinein denke ich, dies war einer der Schlüssel zur Heilung in einer schweren gesundheitlichen Krise, die ein paar Monate später folgte.
Abschließend berichte ich noch, wie ich den Zugang zu meinem Herzen und damit zum kleinen Markus verloren habe, ergänzend zu dem, was ich in meinem Buch beschrieben habe. Der Heilige Geist hatte, nach dem ich soweit Heilung von Gott empfangen hatte, diese Ereignisse im Geist nochmals erleben lassen.
Im Alter zwischen fünf und sechs Jahren wurden bei mit im Krankenhaus die Mandeln entfernt. Zur damaligen Zeit wurde die Narkose mit Äther eingeleitet und nicht wie heute üblich, mit einer Spritze. Ich bekam so was wie ein Tuch vor Mund und Nase gehalten, und musste dadurch einatmen, währen der Arzt Äther darauf träufelte. Ich erinnere mich auch, dass ich rückwärts zählen sollte.
Ich zitiere aus Wikipedia, was dort über Äther, exakt Diethylether steht: Diethylether wurde seit 1846 auch routinemäßig als Narkotikum bei der Narkose im Rahmen chirurgischer Eingriffe eingesetzt. Physiologische Eigenschaften: Das Inhalieren der Dämpfe ruft in geringen Dosen rauschhafte Zustände mit starker emotionaler Erregung, veränderter Bewusstseinswahrnehmung und wirren, psychotisch anmutenden Gedankengängen hervor. Auch sehr unangenehme, teils traumatisierende Angstzustände sind nicht selten. Bei höheren Dosierungen tritt der Konsument in einen apathischen Zustand über, in dem er nicht mehr ansprechbar ist (Narkotisierung) – Quelle Wikipedia.
Na prima, Narkotisierung für einen chirurgischen Eingriff mittels Psychodroge. Durch den Heiligen Geist konnte ich in einer Vision ‚sehen‘, was in diesem Moment geschah. Es war, wie wenn eine finstere Gestalt so etwas wie einen Maschendrahtzaun über meinen Körper, speziell über mein Gesicht legte und dann diesen Maschendraht fest nach unten drückte, so dass ich mich keinen Millimeter mehr bewegen konnte. Ich hatte fürchterliche Angst, konnte mich jedoch nicht wehren. Genau in diesem Moment kamen Dämonen in mich hinein und der ‚kleine Markus‘ flüchtete in eine finstere Höhle in meinem Herzen. Wie soll ein kleines Kind mit so etwas umgehen, vor allem wenn es ihm niemand erklären kann. Natürlich verdrängte ich dieses schreckliche Erlebnis so schnell wie möglich aus meinem Gedächtnis. Dummerweise war damit der Zugang zu meinem Herzen und dem ‚kleinen Markus‘ so lange blockiert, bis Jesus mir wieder Zugang zu meinem Herzen und Heilung schenkte.
Noch eine eindringliche Warnung an alle die hier zuhören. Psychopharmaka haben auf lange Sicht eine vergleichbare Wirkung. Diese Medikamente waren nie dazu gedacht, sie über länger Zeit einzunehmen.